Statt mit der ursprünglich zugeteilten Startnummer 007 nimmt der Volkswagen unter der neuen Nummer 347 zur entsprechenden Startzeit 3:47 Uhr das Rennen auf. Erwartungsgemäß wird er von den deutlich schnelleren Sportwagen nach hinten durchgereicht, doch dann kommt das Wetter zu Hilfe. Dichter Nebel zieht auf, und es gelingt dem schwäbischen Duo, sich hinter den OSCA von Guilo Cabianca zu klemmen. Im dichten Nebel sind dessen Rücklichter stets gut zu erkennen und der italienische Langstreckenspezialist kann aufgrund mangelnder Sicht die Vorteile seines deutlich schnelleren Boliden nicht ausspielen. Als der Käfer Siena erreicht, erfährt seine Besatzung überrascht, dass sie auf dem dritten Rang ihrer Klasse liegt.

In Marokko startete Paul Ernst Strähle 1954 bei der Rallye Maroc.
Die nächste Etappe führt über den Raticosa- und Futa-Pass, bevor die schier endlosen Geraden durch Norditalien von Bologna über Modena, Parma und Cremona bis nach Brescia beginnen. In den Bergen spielt der wendige Käfer seine Stärken aus und fährt so viel Zeit heraus, dass der Vorsprung auch für die Strecke in den Ebenen reicht. Und die Überraschung gelingt. Nach 14 Stunden 34 Minuten und 35 Sekunden überfährt Paul Ernst Strähle am Steuer die Ziellinie. Das Durchschnittstempo von 109,6 km/h liegt dabei nur 30 km/h unterhalb der von Gesamtsieger Alberto Ascari auf Lancia D24 gefahrenen 139,64 km/h. Alle Erwartungen wurden mehr als erfüllt, der dritte Platz bei den Sportwagen bis 1,5 Liter und Klassensieg bis 1,3 Liter sind eine Sensation.

Paul Ernst Strähle und sein „Porsche-Käfer“ bei der Rallye „Rund um Osnabrück“ 1952.
Nicht weniger als die beiden erfolgreichen Piloten freut sich der VW Generalimporteuer Gumpert über das Ergebnis. Im ganzen Land spricht man über den Scoop des italienisch „Maggliolino“ genannten Volkswagens, der sich als David gegen die schnellen Sportwagen-Goliaths bewährt hat. Der Rennerfolg trägt nachhaltig dazu bei, das Image von VW im motorsportbegeisterten Italien positiv zu besetzen. Die Rennkariere des grünen Brezelkäfers ist damit jedoch noch lange nicht zu Ende. Erst nach über 200.000 Kilometern, die meisten davon im Rallye-Einsatz, kommt der schwäbisch „Dapferle“ getaufte Wagen auf das Abstellgleis.
Bildnachweis: Volkswagen AG
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