Bereits im April 1951 hatten Vater und Sohn Strähle die Württembergische ADAC Gau-Orientierungsfahrt gewonnen und 1952 und 1953 folgten zahlreiche weitere Rennen wie Hessen-Winterrallye, die Österreichische Alpenfahrt oder die Adria-Rallye in Jugoslawien. Andere Sportfahrer, darunter später bekannte Namen wie Sepp Greger, nehmen sich daran ein Beispiel. Das große Ziel des Hobby-Rennfahrers Strähle ist jedoch die Teilnahme an der Mille Miglia, die er als „Droge für jeden Motorsportler“ bezeichnet.
Doch nicht nur in der Firmenzentrale der Volkswagenwerk GmbH sieht man die Aktivitäten der Amateure skeptisch. Als sich Strähle und Spingler nach den Trainingsfahrten vor dem Rennen nach Verona aufmachen, um in der Werkstatt des dort ansässigen VW Importeurs Autogerma den vierten Gang zu wechseln, versucht der italienische VW Chef Gerhard Gumpert alles, um sie von ihrem Vorhaben abzubringen: „Meine Herren, sie tun mir mit Ihrer Teilnahme keinen Gefallen, das sehe ich gar nicht gern. Sie können hier doch nur auf die hintersten Ränge fahren. Mit einem solchen Auto und als Fremde werden sie nur noch mehr beweisen, dass der VW ein zu langsames Auto ist, nachdem die ganzen Touristen schon genügend dazu beitragen, um unser Auto in Verruf zu bringen, so langsam wie sie durch die Gegend zotteln und die italienischen Fahrer ärgern.“ Gumpert bietet ihnen sogar an, auf seine Kosten in Italien Urlaub zu machen, was die beiden Motorsportler jedoch vehement ablehnen. Der Generalimporteur weiß in diesem Moment nicht, wie akribisch der 1948er Käfer für das Rennen vorbereitet worden ist.
Durch das neu geschaffene Reglement der Spezialtourenwagen war es Anfang der 1950er Jahre möglich geworden, seriennahe Fahrzeuge „aufzumotzen“, d.h. derart technisch zu modifizieren, dass sie leistungsmäßig die große Lücke zwischen den Serientourenwagen und den reinrassigen Sportwagen schlossen. Im Fall des Volkswagen Typ 1 boten sich hierbei ganz besondere Möglichkeiten: Da für den Porsche 356 ab Werk originale VW-Motorgehäuse verwendet wurden, stand dem Austausch des serienmäßigen 24 PS 1,1 Liters durch ein 65 PS starkes 1300 Super-Aggregat von Porsche formal nichts im Wege. In Verbindung mit großen Porsche-Trommelbremsen und 5.00 Zoll breiten Reifen, Sportschalensitzen, Weitstrahlern und Zusatzinstrumenten wurde aus der harmlosen VW Limousine aus CCG-Fertigung ein echtes Rallye-Fahrzeug. Die bei Testfahrten erzielte Hochgeschwindigkeit von echten 160 Stundenkilometern belegt gleichermaßen das Potenzial des Wagens wie auch den Wagemut der unerschrockenen Besatzung.
Bildnachweis: Volkswagen AG
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