Wir schreiben das Jahr 1947. Die britische und amerikanische Besatzungszone vereinigen sich zur wirtschaftlichen Bizone. Zur gleichen Zeit erscheint in Hannover erstmals das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“. Und während der Modemacher Christian Dior seine erste Kollektion mit der Bezeichnung New Look vorstellt und Lore Lorentz in Düsseldorf das Kabarett Kom(m)ödchen gründet, sieht der niederländische Importeur Ben Pon beim Besuch des Volkswagen-Werks ein merkwürdiges Gefährt auf dem Produktionsgelände in Wolfsburg – eine Idee nimmt ihren Lauf.
Als Ben Pon im April des Jahres 1947 über das Volkswagen-Werksgelände in Wolfsburg marschiert, trifft er auf ein merkwürdiges Gefährt. Dieses haben Volkswagen-Arbeiter selbst gebaut, um damit Gegenstände von Halle zu Halle transportieren zu können. Wenig später, am 23.April, wird daraus die Idee. In seinem Notizbuch skizziert Ben Pon einen zweckorientierten Autotypen, den es auf der Welt noch nicht gibt: einen Frontlenker mit Heckmotor und einem kastenförmigen Aufbau.
Im Juni des gleichen Jahres fordert Georg C. Marshall in einer Rede an der Harvard-University ein wirtschaftliches Aufbauprogramm für Europa mit Hilfestellung durch die USA. Das European Recovery Program (ERP) wird bei einer Konferenz in Paris unter Teilnahme von 16 europäischen Staaten nur sechs Wochen später ins Leben gerufen. Als so genannter Marshallplan wird das Programm in die Geschichte eingehen. Er bietet die Grundlage für ein Wirtschaftswachstum, wie es bislang noch nicht bekannt war. Und so trifft Ben Pons Idee genau den Nerv der Zeit. Für den Wiederaufbau wird ein einfaches, preiswert zu fertigendes und zu unterhaltendes Transportfahrzeug von hoher Flexibilität benötigt. Es ist der Startschuss für ein Millionending. Sein Name: Volkswagen Transporter.
Noch zeichnet sich das Wirtschaftswunder erst zaghaft ab. Aber schnell wird klar, dass Handwerker und Kleingewerbler, Einzelhändler und kleine Mittelstandsbetriebe genau das benötigen, was Ben Pon auf seinem kleinen Block skizziert hat. Es ist nicht zuverlässig überliefert, ob es leicht gefallen ist, die Ingenieure in Wolfsburg zu überzeugen, sich auf das Wagnis einzulassen. Ben Pon bleibt aber hartnäckig und überzeugt Heinrich Nordhoff. Dieser setzt, nicht ohne Skepsis, seine Konstruktionsabteilung auf die Idee an, und der Urtyp des Transporters nimmt bereits kurze Zeit später Gestalt an.
1949 ist es soweit: Nach nur 24 Monaten Entwicklung feiert ein ziemlich rundlicher Prototyp Premiere und wird der Presse vorgestellt. Die Serienproduktion beginnt am 8. März 1950 und damit die Geschichte eines der erfolgreichsten Automobile. Der Transporter verwendet Motor und Achsen des Käfers, verzichtet aber auf seinen Zentralrohrrahmen. Stattdessen gibt es eine selbst tragende Karosserie, die sich auf einem Leiterrahmen abstützt. Die Nutzlast des Kombi beträgt rund 750 Kilogramm. Der Motor hat 1131 ccm Hubraum und bei einer Drehzahl von 3300 U/min eine Leistung von 18 kW bei 3300/min. Der VW Bus befördert bis zu acht Personen. Mit ein paar Handgriffen lassen sich die beiden hinteren Sitzreihen ausbauen, um Lasten zu befördern. Pro Tag werden zehn Fahrzeuge gebaut.
Länge: 4150 mm
Breite: 1660 mm
Höhe: 1900 mm
Radstand: 2400 mm
Wendekreis: 10 m
Leergewicht: 875 kg
zul. Gesamtgewicht: 1725 kg
Verbrauch: 8 l/100 km
Steigfähigkeit: 22 %
Höchstgeschwindigkeit: 80 km/h
Hauptladeraum Länge x Breite x Höhe: 2 x 1,5 x 1,35 m
Gepäckraum Länge x Breite x Höhe: 0,7 x 1,5 x 0.6 m
Bereifung: 5,50 x 16
Bereits 1951 wird der Samba-Bus vorgestellt. Er ist ausschließlich für die Personenbeförderung konzipiert. Zweifarbenlackierung, ein Faltdach, reichlich Chrom und 21 Fenster, einige davon in den Dachholmen, setzen auch hier Maßstäbe. Wer es sich leisten kann, der fährt unter eigener Regie. Westfalia stellt die Campingbox vor. Sie ist leicht ein- und ausbaubar und verwandelt so viele im Alltag eingesetzte Transporter und Busse während des Urlaubs zum ersten Reisemobil.
Ein Jahr später kommt der erste offene Aufbau auf den Markt – der Pritschenwagen. Er bleibt bis heute der ideale Partner für den Bau und für viele Handwerksbetriebe. Unter der vier Quadratmeter großen Pritsche gibt es einen abschließbaren Stauraum. Auf Wunsch lässt sich die Ladefläche mittels Plane und Spriegel „überdachen“. Bis zur ersten Doppelkabine sollen noch sechs Jahre vergehen.
Vier Jahre nach der Premiere läuft in Wolfsburg der 100.000 Volkswagen-Transporter vom Band. Ein unglaublich universelles Nutzfahrzeug ist es damals schon: 30 verschiedene Modelle, vom Bus über den Kastenwagen bis zur Pritsche. Dem kommen Ausbauten anderer Hersteller hinzu. So auch der bei Westfalia gefertigte Campingbus. Er befriedigt ab 1954 die zunehmende Reiselust der Deutschen und markiert eine Fahrzeuggattung, die sich bis heute größter Beliebtheit erfreut.
Es wird bald klar, dass Volkswagen für die Fertigung des Transporter ein eigenes Werk braucht, will man in Wolfsburg nicht am eigenen Erfolg ersticken. Die Tagesproduktion liegt Anfang der 50er-Jahre bei etwa 80 Fahrzeugen. Nur mit Notmaßnahmen gelingt es, die Transporterfertigung sukzessive zu erhöhen. Heinrich Nordhoff entschließt sich 1954 zum Bau eines „Transporterwerkes“.
Der neue Standort findet sich rasch: Hannover. Am 24. Januar 1955 fällt die Entscheidung für den Bau des neuen Werks. Fünf Wochen danach, am 8. März 1955, legt „Mister Volkswagen“, Prof. Dr.-Ing. Heinrich Nordhoff, persönlich den Grundstein. Ein neues Kapitel der Automobilgeschichte wird aufgeschlagen. Nur ein Jahr später laufen im neu errichteten Volkswagen-Transporterwerk die ersten Transporter vom Band. Die Serienproduktion beginnt am 8. März. Ab dem 11. November 1958 werden auch die Volkswagen- Motoren im Werk Hannover produziert.

1962 wird der 1.000.000 Transporter fertig gestellt ein rot-weißer Samba-Bus, der sofort in das zu diesen Zwecken gestiftete Volkswagen-Museum in Wolfsburg rollt.
Mit Beginn des neuen Jahrzehnts erhalten alle Volkswagen einen 34-PSMotor und ein voll synchronisiertes Getriebe. 1962 wird der 1.000.000 Transporter fertig gestellt – ein rot-weißer Samba-Bus, der sofort in das zu diesen Zwecken gestiftete Volkswagen-Museum in Wolfsburg rollt. 1967 endet die Fertigung der ersten Transporter-Generation. Insgesamt verließen 1,8 Millionen Exemplare das Werk. Ganz nach dem Motto „Oft kopiert, doch nie erreicht“ (es gibt mittlerweile zahlreiche Wettbewerber) tritt die Nachfolgegeneration ein schweres Erbe an und wird am Ende ihrer Bauzeit den Erfolg des Vorgängers dennoch weit überflügeln.
Bildnachweis: VW Presse.
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