Keine Frage, mit der Porsche Geschichte lässt sich Geld machen. Das weiss nicht nur der Hersteller in Stuttgart bestens zu vermarkten. Auch Porsche-Klassik nutzt den Geburtstag zum Gratulieren und schenkt uns ein Jubiläumsheft zum Symbolpreis von € 9,11. Nichts Überraschendes, überschlägt sich die schreibende Zunft mit Veröffentlichungen rund ums Porsche-Jubiläum. Ob James Dean, Le Mans-Gesamtsieg 1970 oder Gruppe-C-Seriensiege, leider wird dabei allzu oft alter Wein in neue Schläuche abgefüllt. Inkl. der Recherchefehler bereits erschienener Publikationen. Nicht so bei den Porsche-Klassik-Machern. Frisch recherchierte Geschichten aus 70 Jahre Porsche Geschichte sind in der Regel ihr Geld wert.
Überraschend ist dabei immer wieder wie wahllos man einen Porsche und seine individuelle Geschichte zitieren kann. Paukenschlag ist der erste grosse Porsche Werks-Renneinsatz: Le Mans 1951. Mit einem 356/2 Gmünd Coupé (auch SL genannt) wird das junge Unternehmen auf Anhieb Sieger in der 1100 ccm-Klasse und 20er im Gesamtklassement. Welch ein Einstand. Die Entdeckung und Wiederauferstehungs-Geschichte von 356/2-063 bekommt man bei Porsche-Klassik nahezu fehlerlos hin. Die Kürze des Artikels oder fehlendes Detailwissen lassen aber einige Ungereimtheiten offen. Gerade die Geschichte um die Fahrgestellnummer wird nicht zu Ende erzählt. 063 war nämlich ein umnummerierter 056. Weil diese Fahrgestellnummer zu Le Mans gemeldet war und 063 bei Testfahrten zerstört wurde, war Porsche gezwungen ein existierendes Auto mit einer überarbeiteten Fahrgestellnummer zu versehen. So genug mit der Erbenszählerfehlersucherei.
Statt den oben angesprochenen Le Mans Gesamtsieg von 1970 zu beweihräuchern, am besten noch mit einem Interview bei Hans Herrmann, hat man lieber Alteisen Willi Kauhsen besucht. Der ehemalige Porsche 917-Pilot und -Testfahrer hat nämlich einen 1969er 917 LH mit der Fahrgestellnummer #005 wieder aufgebaut. Kauhsen hat Ende der 80er Jahre zwei verunfallte Rothmanns-956er vom Werk abgekauft. Mit einer Unmenge an Ersatzteilen, die Gruppe C ging zu Ende. Darunter auch unzählige 917er Teile. Fehlte nur noch eine Fahrgestellnummer, die steuerte Familie Woolfe bei. Tragik der Geschichte: John Woolfe verunfallte in Le Mans 1969 in 917-005 in der ersten Runde nach dem klassischen Le Mans Start unangeschnallt in diesem Rennwagen des Jahrhunderts. Was das Heft nicht wissen konnte: Auch beim Debüt bei Le Mans Classic sollte die Tragik die Fahrgestellnummer 005 begleiten. Der Wagen verunfallte bei einer relativ niedrigen Geschwindigkeit.
Solche Geschichten um einzelne Fahrzeuge oder Menschen und ihre Fahrzeuge breiten sich auf 140 Seiten aus. Da wären die ersten zwei von drei rechtsgelenkten 356er in einer Hand. Und nicht in England, wie man vermuten könnte, nein in Australien bei einem Sammler, dem wohl schon um die fünfzig 356er durch die Hänge gingen. Dazu muss man wissen, dass der erste Porsche Händler Australiens – Norman Hilton – die zwei Fahrzeuge importierte und dafür sorgte, Australien zum ersten Porsche-Rechtslenker-Markt zu machen.
Wer Lust auf weitere Geschichten um die Jubiläumsmarke aus Stuttgart hat, ist mit diesem Sonderheft bestens bedient. Schön erzählt und mit perfekter Bildauswahl inszeniert ergeben sich exklusive Geschichten vom und über das Fahren in seiner schönsten Form.
Für € 9,11 an jedem Kiosk oder beim Delius-Klasing Verlag.
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