40 Jahre T3 – vom Nutzfahrzeug zur Klassik-Ikone.


Der Volkswagen T3 wurde in Europa bis 1992 gebaut; in Südafrika lief die Fertigung sogar bis 2002. Insgesamt entstanden mehr als 1,3 Millionen Exemplare dieser Bulli-Generation. Vor einem Jahrzehnt wurden die ersten T3 offiziell zu Oldtimern. Seitdem hat sich die Baureihe fest in der Klassik-Szene etabliert. Ganz gleich ob als Bus, Multivan, Pritsche, Doppelkabine, Caravelle, Kastenwagen oder Camper – der T3 hat es längst geschafft, dem Schicksal normaler Gebrauchtwagen zu entgehen, um als Klassik-Ikone ewig um den Globus zu fahren.

I. Der T3 als Nutzfahrzeug:
Ein Allrounder mit großem Karosserie- und AntriebsspektrumNach 5,5 Millionen produzierten Bulli der ersten zwei Generationen bringt Volkswagen 1979 den neuen T3 auf den Markt. Konzeptionell knüpft die dritte Generation an ihre zwei Vorgänger an, transferiert die Idee des Bulli mit Heckmotors allerdings dank neuer und moderner Technologien in die Gegenwart. Die breitere Karosserie bietet bei unveränderter Länge und Höhe deutlich mehr Fahrgast- und Laderaum. Trotz einer Tonne Nutzlast zeigt der Transporter mit seiner neuen Einzelradaufhängung nun Pkw-ähnlichere Fahreigenschaften. Eine ebenfalls neue Zahnstangenlenkung ermöglicht zudem einen größeren Radeinschlag und somit einen kleineren Wendekreis von nur 10,7 Metern. Parallel tragen die Absenkung des Fahrzeugschwerpunktes und das ausgewogene Achslastverhältnis von 50:50 zu einer erheblichen Verbesserung der Fahrstabilität bei. Das einheitliche Flachmotor-Konzept optimiert den nutzbaren Raum über den Boxermotoren – die nutzbare Heckklappenöffnung vergrößert sich dadurch um 75 Prozent.

1979 wird die dritte Generation vorgestellt. Noch werden sie mit den luftgekühlten Motoren des T2 motorisiert.

Der neue Volkswagen Transporter fährt in einem breit angelegten Typenprogramm vom Band: als Kastenwagen, Kombi ohne oder mit Sitzeinrichtung, als Bus mit sieben, acht und neun Sitzen, als Bus in einer Luxusausführung, als Pritschenwagen, Großraumpritsche und als Doppelkabine. Auf der Grundlage dieses Modellfächers sind zahlreiche Sonder- und Spezialfahrzeuge im Angebot: Feuerwehrfahrzeuge, Krankenwagen, Montagefahrzeuge, Thermo- und Kühlfahrzeuge, Verkaufswagen, Kipper und Modelle mit Hubeinrichtungen.

Große Fortschritte erzielt Volkswagen im Bereich der passiven Sicherheit. Crashtests mit Tempo 50 km/h gegen eine Betonwand, in Kollision mit einem Pkw und ein Rollover mit ebenfalls 50 km/h vom Katapultwagen gehören mittlerweile zu den Standardprüfungen. Ebenso der nach US-Vorschriften durchgeführte Test mit 64 km/h frontal auf einen stehenden Pkw.

Das deutlich steiler stehende Lenkrad vermittelt nunmehr wesentlich mehr Pkw-Charakter. Dazu zählt auch die umfangreichere Verstellung des Fahrersitzes.

Die luftgekühlten T3-Motoren zur Markteinführung leisten 37 kW / 50 PS (1,6 Liter Hubraum) und 51 kW / 70 PS (2,0 Liter Hubraum). Zwei Jahre nach der Premiere arbeitet ab 1981 erstmals ein wassergekühlter Dieselmotor mit vier Zylindern in Reihenanordnung im Heck des Transporters. Leistung: ebenfalls 37 kW / 50 PS. Nur ein Jahr später folgen 1982 eigens neu für den Bus entwickelte Boxer-Motoren mit Wasserkühlung. Sie entwickeln 44 kW / 60 PS und
57 kW / 78 PS. Später steigt die Leistung dieser Motoren auf bis zu 82 kW / 112 PS.

Mit dem syncro verwirklicht Volkswagen die Idee, endlich auch im Gelände mit dem Transporter vorwärts zu kommen.

Sechs Jahre nach seinem Debüt kommt es 1985 zu zahlreichen technischen Innovationen. Die Benzinmotoren erhalten einen Katalysator und der Dieselmotor einen Turbolader; der neue TD leistet 20 PS mehr als der Saugmotor. Vor allem aber der allradangetriebene Transporter „syncro“ mit einer Viscokupplung zur variablen Kraftverteilung zwischen Vorder- und Hinterachse bereichert das Programm. „Ein Allradantrieb, der neue Maßstäbe setzt“, heißt es im Prospekt des Transporters „syncro“.

Dass der bei Steyr Puch in Österreich gebaute Transporter „syncro“ – insbesondere die Variante mit 16-Zoll-Fahrwerk – sogar manchem Geländewagen auf und davon fährt, spricht sich schnell herum. Der technische Aufwand für die 4×4-Varianten ist extrem: Neben der Höherlegung, den größeren Rädern samt anderer Bremsen und einem Kriechgang ausgelegten ersten Gang sind auch diverse Modifikationen und Veränderungen an der Karosserie notwendig.

Die quattro-Welle macht auch vor dem T3 nicht halt. Syncro im Feld- Wald- und Wieseneinsatz.

Eindrucksvoll stellt der Marathon-Rekordfahrer Gerhard Plattner mit seinem Team 1985 das große Potenzial des „syncro“ unter Beweis: mit einer Weltumrundung in nur 51 Tagen. Selbst eine Kollision mit einem Känguru und der folgende Überschlag hält das Team mit dem Transporter nicht auf. Am Ende der Reise steht ein Eintrag ins „Guinness Buch der Rekorde“. Fakt ist, dass sich in den folgenden Jahren rund 43.500 Neuwagenkäufer für einen allradangetriebenen T3 entscheiden.

Aber auch ganz andere Varianten beweisen die enorme Vielseitigkeit des neuen Transporters. So entstehen aus der Doppelkabine zum Beispiel faszinierende Studien und Sondermodelle wie der Magma „syncro“ und der TriStar „syncro“ – vielseitige Pickups, funktionell, cool und luxuriös gleichermaßen.

II. Der T3 als Camper:
Der California und Atlantic gelten als Reisemobil-Ikonen

Dank seiner idealen Raumausnutzung stellt der T3 eine hervorragende Basis für Reisemobile dar. Das erkennen viele damalige Startups, die heute etablierte Größen im Markt sind. Sie alle bauen den Kastenwagen zum Camper aus. Andere Unternehmen favorisieren abnehmbare Wohnkabinen. Ein Hersteller verlängert sogar ein Fahrgestell mit Fahrerhaus für einen großen Teilintegrierten; ein anderer entwickelt indes ein Dach, das abmontiert und umgedreht als Boot eingesetzt werden kann.

1988 brodelt es in der Gerüchteküche: Volkswagen wolle – so heißt es – als Fahrzeughersteller eigene Reisemobile produzieren. Und so kommt es dann auch: Als sich die Pforten des 88er Caravan-Salons in Essen öffnen, steht erstmals ein werkseigenes Reisemobil auf dem Volkswagen Stand: der California. Die Idee ist nicht ganz neu. Schon länger baut Westfalia auf Basis des Transporter ein Reisemobil namens „“Joker“. Der Grundriss dieses Ausbaus mit einer Klappsitzbank für zwei Personen im Fond, die sich bei Bedarf zur Liegefläche umbauen lässt, und eine schlanke Küchenzeile mit Kühlschrank, Gaskocher und Spüle sowie Stauraum auf der linken Seite hatte sich in den vergangenen Jahren bewährt. Doch der Joker ist für viele Kunden zu teuer. Und genau hier setzt Volkswagen an. Mit einer leicht reduzierten Ausstattung und einem analog günstigeren Preis startet der neue California zum Preis von nur 39.900 D-Mark durch. Und wird sofort ein Bestseller: Bereits nach einem Jahr sind 5000 Exemplare verkauft.

Der California: Seit 1988 das beliebteste Reisemobil auf Basis des Bulli.

Ein Partner für die Herstellung des neuen Reisemobils muss nicht lange gesucht werden. Westfalia wird mit der Produktion beauftragt. Wahlweise gibt es den California mit einem Aufstell- oder Hochdach aus GFK, das in beiden Fällen ein weiteres Doppelbett beherbergt. Damit avanciert der California zur „mobilen Ferienwohnung für vier Personen“, wie es im damalige Verkaufsprospekt heißt.

Aus logistischen Gründen gibt es den California nur in zwei Außenfarben: „Pastellweiß“ und „Marsalarot“. Auch die Liste der Zusatzausstattungen ist recht überschaubar. Doch optionale Features wie ein Kühlergrill mit Doppelscheinwerfern, die Stoßstangen vom Luxusmodell Carat sowie ein Dachspolier (statt Dachgepäckwanne beim Modell mit Aufstelldach) machen den California zu einem echten Blickfang.

Der California ist für vier Personen ausgelegt. Das gilt für die Sitzgruppe als auch die Anzahl der Schlafplätze.

1989 gesellt sich zum California ein umfangreich ausgestattetes Schwestermodell hinzu: der luxuriöse Atlantic zu einem Aufpreis von 7.000 D-Mark. Den Atlantic gibt es optional zudem auch als „syncro“ – eine Option, die dem California-Fahrer bis dato verwehrt blieb. Doppelt verglaste Fenster im Fond, eine Standheizung mit Zeitschaltuhr und eine zusätzliche Batterie sind Ausstattungsmerkmale der gehobenen Version. Ebenso gehören elektrisch verstellbare Außenspiegel sowie eine seitliche Kunststoffbeplankung zur Serienausstattung.

 

III. Der T3 als Bus und Van:
Der Caravelle und Multivan sind heute Kult in allen Altersklassen

Kurze Rückblende in das Jahr 1981: Zwei Jahre nach dem Start des T3 bereichert Volkswagen das Programm um einen edel ausgestatteten Bus: den Caravelle. Neben einer Innenausstattung im feinen Velours ist es die abgesetzte Zweifarblackierung, die den neuen Edel-Bulli von den „normalen“ Transportern mit neun Sitzplätzen differenziert. Vom Charakter her erinnert der Caravelle erstmals eher an einen gut ausgestatteten Pkw, als an ein Nutzfahrzeug. Doch damit nicht genug: 1983 stellt man dem Caravelle ein nochmals besser ausgestattetes Modell zur Seite: den Caravelle Carat. Er macht äußerlich durch wuchtigere Stoßfänger und einen Kühlergrill mit zwei eckigen Doppelscheinwerfern auf sich aufmerksam. Im Fond gibt es vier Einzelsitze, wovon sich die vorderen drehen lassen. Ein Klapptisch auf der linken Fahrzeugseite rundet das Innenraumkonzept ab. Auf Wunsch gibt es auch eine Klimaanlage mit Ausströmern im Dach für den Fond. Mehr geht immer: Die Firma Oettinger baut auf der Basis einer Volkswagen Entwicklung 1985 einen 121 kW / 165 PS starken Sechszylinder-Wasserboxer mit 3,2 Litern Hubraum in das Heck des Caravelle Carat. 1987 folg sogar eine 3,7-Liter-Version mit 132 kW / 180 PS.

1985 präsentiert Volkswagen auf der IAA in Frankfurt erstmals das Raumkonzept des Multivan.

Welch großes Potenzial das Konzept des Multivan bietet, beweisen ab 1988 zudem die Sondermodelle „Blue Star“ und „White Star“. Die edel und komplett ausgestatteten Freizeitfahrzeuge definieren den Begriff Großraumlimousine völlig neu. „Hannover Edition“ steht auf einer Plakette vorne am Fahrzeug; „die Stars unter den Großraumlimousinen“, heißt es in den Verkaufsunterlagen. Die Beliebtheit gerade dieser Varianten zeigt sich sogar nach dem offiziellen Ende des T3: Im Frühjahr 1992, bereits anderthalb Jahre nach Vorstellung des Nachfolgers T4, lässt Volkswagen mit der Limited Last Edition eine Sonderserie von 2.500 Fahrzeugen im Trim des „Blue Star“ aufleben. Und die ist im Handumdrehen ausverkauft. In Europa endet damit die Produktion des T3.

Kennzeichen des Multivan ist eine Rücksitzbank im Heck, die sich zu einer Liegefläche umklappen lässt.

In südafrikanischen Uitenhage wird der T3 allerdings noch bis 2002 weitergebaut; das letzte Modell dort ist der edle „Microbus Activ“. Am Ende sind 1,17 Millionen T3 aus Europa und 0,13 Millionen Exemplare aus Südafrika, die von der dritten Transporter-Generation gefertigt werden. Nach 40 Jahren touren immer noch überdurchschnittlich viele dieser T3 als Van- und Camper-Klassiker durch und um die Welt.
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 Bildnachweis. Volkswagen Nutzfahrzeuge 

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