Vor 70 Jahren, am 8. Oktober 1949, übergab die britische Militärregierung die Treuhänderschaft über die Volkswagenwerk GmbH an die Bundesrepublik Deutschland. Der junge westdeutsche Staat, kurz zuvor mit der Verkündung des Grundgesetzes am 23. Mai 1949 gegründet, beauftragte seinerseits das Land Niedersachsen mit der Verwaltung.

Die Handelsorganisation – Im Oktober 1946 begannen die Briten mit dem Aufbau eines Händlernetzes in der britischen Besatzungszone. Den Beginn markierten zehn Vertriebszentren sowie 28 Händlerbetriebe. Ende 1948 gab es bereits 234 Händler, die in den drei westlichen Besatzungszonen rund 15.000 Autos verkauften.
Die Briten hatten die wichtigsten Weichen gestellt für den späteren weltweiten Erfolg des Käfers und von Volkswagen, als sie vor genau 70 Jahren die Volkswagenwerk GmbH und das Werk Wolfsburg in deutsche Verantwortung übergaben.

Der Beginn der Produktion – Start der Serienfertigung des Volkswagen Typ 1 “Käfer” war der 27. Dezember 1945. Bis Jahresende entstanden 55 Fahrzeuge.
Für das Wolfsburger Werk waren ab Juni 1945 das britische Militärcorps der Royal Electrical and Mechanical Engineers (REME, deutsch: königliche Elektro- und Maschinenbau-Ingenieure) zuständig. Senior Resident Officer Major Ivan Hirst kam im August und begann sofort mit Pragmatismus und Weitsicht aus der Rüstungsruine eine funktionierende Fahrzeugfabrik für den VW Käfer (Typ 1) aufzubauen.

Ein Offizier und Gentleman – Major Ivan Hirst, Senior Resident Officer und Mitglied der Royal Electrical and Mechanical Engineers, übernahm im August 1945 das Kommando über das Werk.
Das Volkswagenwerk konnte als britischer Regiebetrieb eine Pole Position erreichen, von der es in die erwachende deutsche Automobilgesellschaft als Symbol des westdeutschen Wiederaufbaus und des „Wirtschaftswunders“ durchstartete und nationale wie internationale Erfolge feierte.

Das erste Produktionsjubiläum – Aufgrund von Materialmangel und winterlichen Bedingungen dauerte es fast drei Monate bevor der 1.000. Wagen produziert wurde. Ab März 1946 besserten sich die Bedingungen und die Produktionszahlen stiegen.
Den 8. Oktober begehen Briten mit Feierlichkeiten im südenglischen Lyneham (Wiltshire County), wo sie im heutigen REME-Hauptquartier des erfolgreichen Einsatzes ihrer Vorgänger um Major Hirst am Mittellandkanal gedenken. Vor gut zwei Wochen waren Colonel Andy Thorne, CEng Deputy Chief of Staff British Forces Germany, und Lieutenant Colonel Tony Maw, MBE CEng FSOE, Officer Commanding the Germany Enabling Office, bei der Betriebsversammlung in Wolfsburg zu Gast.

Demokratie und Betriebsrat – Die Briten hatten im Sommer 1945 einen Betriebsrat eingerichtet. Im Oktober fanden zum ersten Mal Wahlen für eine Arbeitnehmervertretung statt. Auf der konstituierenden Sitzung am 27. November wurde Willy Hilgers zum Vorsitzenden des Betriebsrats gewählt. Das Gremium stand unter Aufsicht der Militärregierung.
Dort erinnerten Belegschaft, Arbeitnehmervertretung und Unternehmen, zusammen mit dem Niedersächsischen Ministerpräsident Stephan Weil an die Übergabe von Volkswagen in deutsche Treuhänderschaft vor 70 Jahre.

Heinrich Nordhoff, der neue Generaldirektor – Der ehemalige Opel-Manager Heinrich Nordhoff (in der Bildmitte) trat seinen Posten als Generaldirektor am 1. Januar 1948 an. Die erste Pressekonferenz der neuen deutschen Unternehmensleitung fand am 17. Januar 1948 statt.
Bildnachweis: Volkswagen AG
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.